Vor einigen Wochen zeigte mein Instagram-Feed mir einen Beitrag an, den ich auf Anhieb mochte. Da stand: Do no harm. Take no shit. Die Worte waren für mich kraftvoll. Auch die Menschen in meinem Umfeld, denen gegenüber ich die Worte erwähnte, waren spontan davon angetan.
Nun, nachdem diese Worte ein wenig in mir gewirkt haben, komme ich zu dem Schluss, dass ich den Spruch für mich sprachlich abwandeln möchte. Ich verwende ich das Motto jetzt in der positiven Version “Do good things, take good things”. Sie kommt auf den ersten Blick weniger kraftvoll daher; unter anderem vermutlich deshalb, weil sie keinen Kraftausdruck mehr enthält. Tatsächlich aber ist mein Motto für mich nun noch mächtiger. Lasst uns sehen, warum.
- What you focus on grows
Wähle ich ein negativ formuliertes Motto, fokussiert sich mein Geist auf Negatives. Spreche ich aus “Do no harm.”, assoziiere ich alle möglichen Bilder, die bei mir mit “harm” hinterlegt sind. Da tauchen Bilder von Tierquälerei auf, davon, wie ich jemanden mit Worten verletze und ihm (und mir) somit Leid zufüge, Bilder von Gewalt etc. Möchte ich solche Bilder vor meinem Geistigen Auge erzeugen? Weiß ich denn nicht ganz genau, welche verehrenden Auswirkungen das auf meine Seele und meinen Körper hat? Na eben … Wähle ich ein rein positiv formuliertes Motto, fokussiere ich mich auf Schönes, Gutes. Spreche ich aus “Do good things.”, sehe ich mich liebend, wie ich mich beispielsweise fürsorglich um jemanden kümmere, jemandem eine kleine Aufmerksamkeit überreiche, jemandem bei etwas behilflich bin. Meine Mundwinkel zaubern automatisch ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Das bedeutet, dass mein Hirn und mein Körper sich darauf einstimmen, dass alles im Lot ist und mein Körper, weil gerade Zeit und Muße dazu da sind, gern mal das Immunsystem aktivieren und hier und da ein bißchen Heilung vollbringen darf. Mein ganzer Organismus wird auf Entspannung gepolt, was unweigerlich positive Auswirkungen auf meine geistige und körperliche Gesundheit hat. - Giving and receiving are equally blessed
Dass ich mir nichts gefallen lassen soll (“Take no shit.”), habe ich (glücklicherweise) bereits von Klein auf gelernt. Dieser Ansatz ist bereits in mir verwurzelt. Etwas anders sieht es hingegen mit dem positiv formulierten Pendant aus. Mit “Take good things.” habe ich mich früher oft sehr schwergetan. Einerseits war ich immer sehr darauf bedacht, nicht egoistisch zu wirken. Andererseits fehlte mir oft tatsächlich das Gefühl des Selbstwertes, ich habe es tatsächlich verdient, etwas Gutes zu erhalten (und sei es nur ein Kompliment). Und, was eigentlich völlig absurd ist, ich wollte mich nicht angreifbar machen. Wenn ich etwas Schönes von jemandem annahm, ohne sofort etwas zurückzugeben, hatte ich – nicht immer bewusst – oft das Gefühl, ich sei derjenigen Person etwas schuldig. Die Tatsache, dass sich mein Gegenüber aus guten Gründen dafür entschieden haben wird, mir etwas Schönes geben zu wollen, oder dass das Leben es einfach gut mit mir meinen darf, ohne, dass ich dafür eine (Gegen-)Leistung erbringen muss, übersah ich oft geflissentlich. Raise your hand if you know what I mean ;).
Gleichzeitig nutze ich schon seit ich klein bin die Freude des Gebens schamlos aus. Anderen eine Freude zu machen, gibt mir schon immer so wahnsinnig viel. Es hat lange gedauert und viel Anstrengung seitens meiner Liebsten erfordert, bis ich gelernt habe, dass auch mein Umfeld dazu berechtigt ist, mir eine Freude zu machen. Auch meine Freunde und meine Familie fühlen sich gut, wenn sie mir etwas geben und ich mich einfach ohne Relativierung darüber freue. Kein “Das wäre nicht nötig gewesen.”, kein Relativieren von Komplimenten, sondern vielleicht einfach ein “Danke, was für ein schönes Kompliment.” So haben alle mehr davon, wir befinden uns super schnell im Win-Win, und ich gestehe meinem Gegenüber die wohlverdiente Freude zu, die man spürt, wenn man jemandem etwas Gutes getan hat. Ihr seht also: Nehmen ist ein Akt der Nächstenliebe ;). Also greift ruhig zu!
Bilddesign: Theresa Steinert (https://www.love-your-book.de/)