Zwei Weisheitstraditionen erlaube ich bewusst, einen großen Einfluss darauf auszuüben, wie ich mein Leben lebe, welche Überlegungen ich anstelle, welche Intentionen ich mir setze, welche „Ansprüche“ ich an meinen Umgang mit mir selbst, anderen Wesen und der Welt stelle:
- Buddhismus und
- Huna
Beiden Traditionen ist ein Konzept eigen, das besagt, dass es keine objektive Welt gibt, sondern wir unsere Welt dadurch (mit)erschaffen, wie wir sie betrachten.
Im Buddhismus ruft uns die universelle Perspektive dazu auf, ab und zu mal einen Schritt zurückzutreten und unsere Schwierigkeiten durch eine Veränderung unserer Sichtweise in ein Licht zu rücken, in dem wir viel leichter damit umgehen können.
In seinem Buch „Das weise Herz“ schreibt Jack Kornfield: „Wann immer das Essen im Kloster knapp und schlecht war, wenn der Monsun scheinbar nicht mehr enden wollte, wenn es schlechte Nachrichten gab oder Streit unter den Mönchen, dann wies uns Ajahn Chah auf die universelle Perspektive hin. „Wir sind nicht auf der Welt, nur um nach Freude zu streben und Leid zu vermeiden,“ sagte er. „Das bringt niemand auf Dauer fertig, nicht wahr? Wir sind hier, um mehr Weisheit und Mitgefühl zu erlangen, um auf dem Pfad des Erwachens zu wachsen. Denkt an die universelle Wahrheit und dann wird alles leichter.““ Nach meinem Verständnis ist dies ein Hinweis auf eine „größere Wahrheit“ als sie im eigenen – manchmal allzu engen Blickfeld – zu finden ist. Man macht sich bewusst, dass sich das eigene menschliche Leben mit all seinen Höhen und Tiefen in eine lange Reihe vieler Leben mit all ihren Höhen und Tiefen einreiht, und dass wir innerhalb unseres eigenen Lebens bestimmte höhere Aufgaben erfüllen können, so wir möchten. Meiner persönlichen Erfahrung nach bringt eine solche Perspektive Gelassenheit mit sich und stiftet zugleich Sinn. Paradoxerweise erleichtert das – leicht abstrakt anmutende – Verschmelzen mit einer übergeordneten Wahrheitsebene – doch recht konkrete – Qualitäten wie Selbstmitgefühl, Geduld und Freundlichkeit.
Im Huna fordert das Prinzip Ike uns auf, mit unserer Art und Weise die Welt zu betrachten, an ihrer Entstehung mitzuarbeiten. Laut diesem Prinzip ist unsere Welt das, wofür wir sie halten.
In seinem Buch „Das Geheimnis der Fülle“ schreibt Ulrich Emil Duprée: „Frage Dich deshalb, wie Du Dich selbst siehst, was Du zu sein glaubst. Womit oder mit wem vergleichst Du Dich? Wieviel Respekt und Selbstachtung bringst Du Dir Tag für Tag entgegen? Fühlst Du Dich eher wertvoll oder wertlos? Was hast Du Deiner Meinung nach verdient, und was hast Du auf keinen Fall verdient? Ja, glaubst Du überhaupt, dass Dir ein glückliches Leben in Wohlstand, in Liebe und Gesundheit zusteht?“ Auch hier sind wir nach meinem Verständnis dazu aufgefordert, unseren oft jahr(zehnt)elang eingeübten Blick auf uns und unsere Welt zu hinterfragen und zum Positiveren zu verändern. Wenn wir (als Grundlage erst einmal) uns selbst (und dann) unsere Welt mit einem liebevolle(re)n Blick betrachten, ändert sich nicht nur etwas in und für uns, sondern auch in und für unsere zahllosen Gegenübern sowie in und für unsere Welt.
Wenn also das nächste Mal der Monsun – in unserem Fall vielleicht aus Konflikten, nervigen Mails, finanziellen Schwierigkeiten, Krankheit oder Verlust – nicht enden will, wenn wir das nächste Mal denken, wir hätten Liebe, Glück und Gesundheit nicht verdient, probieren wir es doch einmal mit diesen Perspektivenwechseln und beobachten, was geschieht.